Das Immunsystem verstehen – Aufbau, Funktion und Immunität
Das Immunsystem: Ihr körpereigenes Schutzschild
Das Immunsystem ist eines der faszinierendsten und wichtigsten Systeme unseres Körpers. Tag für Tag schützt es uns vor einer Vielzahl von Gefahren: Bakterien, Viren, Pilzen, Parasiten – aber auch entarteten Zellen wie Krebszellen oder fremden Geweben nach einer Transplantation. Ohne ein funktionierendes Immunsystem wären wir diesen Eindringlingen schutzlos ausgeliefert.
Doch wie erkennt das Immunsystem, was „fremd“ und was „eigen“ ist? Und wie gelingt es ihm, so gezielt und effizient zu reagieren?
Die Hauptaufgaben des Immunsystems
Die wichtigste Aufgabe des Immunsystems ist es, den Körper vor schädlichen Eindringlingen zu schützen. Dazu muss es:
- Fremde Strukturen (Antigene) erkennen: Antigene sind alle Substanzen, die vom Immunsystem als fremd identifiziert werden können – etwa Bestandteile von Bakterien, Viren, Pilzen, Parasiten, aber auch Pollen oder Nahrungsmoleküle
- Abwehrkräfte aktivieren und mobilisieren: Sobald ein Antigen erkannt wird, startet das Immunsystem eine gezielte Immunreaktion.
- Eindringlinge bekämpfen: Durch verschiedene Mechanismen – von der direkten Zerstörung bis zur Markierung für andere Immunzellen – werden die Erreger unschädlich gemacht.
- Angriff kontrollieren und beenden: Nach erfolgreicher Abwehr wird die Immunreaktion wieder heruntergefahren, um Schäden am eigenen Gewebe zu vermeiden.
"Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit."
Ludwig Börne

Komponenten des Immunsystems
Das Immunsystem ist ein hochkomplexes Netzwerk, das sich über den gesamten Körper erstreckt. Zu den wichtigsten Bestandteilen gehören:
- Organe: Knochenmark, Thymus, Milz, Mandeln, Lymphknoten
- Zellen: Verschiedene weiße Blutkörperchen (Leukozyten), darunter Granulozyten, Makrophagen, natürliche Killerzellen, B- und T-Lymphozyten
- Moleküle: Antikörper (Immunglobuline), Zytokine, Komplementsystem
Die Haut und die Schleimhäute bilden die erste Barriere gegen Erreger. Sie sind wie ein Schutzwall, der verhindert, dass Krankheitserreger überhaupt in den Körper eindringen können.
Angeborene und erworbene Immunität – Zwei Systeme, ein Ziel
Das Immunsystem besteht aus zwei eng zusammenarbeitenden Teilen: dem angeborenen (unspezifischen) und dem erworbenen (spezifischen) Immunsystem.
Das angeborene Immunsystem
Das angeborene Immunsystem ist von Geburt an aktiv und bildet die erste Verteidigungslinie. Es reagiert schnell und bekämpft Eindringlinge unspezifisch – das heißt, ohne zwischen verschiedenen Erregern zu unterscheiden. Zu den wichtigsten Komponenten gehören:
- Haut und Schleimhäute: Mechanische Barrieren gegen Erreger
- Fresszellen (Makrophagen): „Fressen“ und zerstören Eindringlinge
- Natürliche Killerzellen: Erkennen und töten infizierte oder entartete Zellen
- Entzündungsreaktionen: Locken weitere Abwehrzellen an den Ort des Geschehens
Das erworbene (adaptive) Immunsystem
Das erworbene Immunsystem entwickelt sich im Laufe des Lebens und ist hochspezialisiert. Es „lernt“ durch Kontakt mit Krankheitserregern oder Impfungen und kann gezielt auf bestimmte Antigene reagieren. Die wichtigsten Akteure sind:
- B-Lymphozyten: Produzieren spezifische Antikörper, die an Erreger binden und sie neutralisieren oder für andere Zellen markieren.
- T-Lymphozyten: Erkennen infizierte Zellen und zerstören sie direkt oder koordinieren die Immunantwort.
- Gedächtniszellen: Merken sich Erreger und sorgen dafür, dass der Körper bei erneutem Kontakt schneller und effektiver reagieren kann.
Beide Systeme – das angeborene und das erworbene Immunsystem – arbeiten eng zusammen und ergänzen sich perfekt. Während das angeborene System sofort reagiert, sorgt das erworbene System für eine gezielte und nachhaltige Abwehr.
Wie entsteht Immunität?
Immunität bedeutet, dass der Körper gegen einen bestimmten Erreger oder eine bestimmte Substanz geschützt ist. Dies kann auf zwei Arten entstehen:
- Aktive Immunität: Durch eine überstandene Infektion oder eine Impfung bildet der Körper selbst Antikörper und Gedächtniszellen. Beim nächsten Kontakt mit dem Erreger kann die Abwehr viel schneller reagieren.
- Passive Immunität: Hier werden Antikörper von außen zugeführt, etwa durch die Muttermilch oder eine Immunglobulin-Therapie. Diese schützt nur vorübergehend, da keine Gedächtniszellen gebildet werden.
Was passiert bei Störungen des Immunsystems?
Ein gesundes Immunsystem schützt uns zuverlässig. Doch manchmal kann es auch zu Störungen kommen:
- Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem greift fälschlicherweise körpereigene Zellen an (z.B. Rheuma, Hashimoto-Thyreoiditis).
- Immundefizienz: Das Immunsystem ist zu schwach, um Erreger abzuwehren (z.B. bei HIV, angeborenen Immundefekten).
- Allergien: Das Immunsystem reagiert übermäßig auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen oder Nahrungsmittel.
Wie können Sie Ihr Immunsystem unterstützen?
Ein starkes Immunsystem ist die beste Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden. Sie können Ihre Abwehrkräfte auf natürliche Weise stärken, indem Sie:
- Sich ausgewogen und vitaminreich ernähren
- Regelmäßig an der frischen Luft bewegen
- Für ausreichend Schlaf und Entspannung sorgen
- Stress reduzieren
- Auf Hygiene achten, aber nicht übertreiben
- Das Rauchen vermeiden und Alkohol nur in Maßen konsumieren
Fazit
Das Immunsystem ist ein hochkomplexes, perfekt abgestimmtes Netzwerk, das uns vor unzähligen Gefahren schützt. Angeborene und erworbene Abwehr arbeiten Hand in Hand, um Krankheitserreger zu erkennen und zu bekämpfen. Mit einem gesunden Lebensstil können Sie Ihre Abwehrkräfte gezielt unterstützen und so einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten.